Konfliktlösung: Konflikte nutzen statt aushalten!
Lieber Harmonie statt Konflikte? Wie Sie harmonischer mit Konflikten umgehen.
Ok, toll sind Konflikte auf den ersten Blick nicht. Aber oft ist es mit ihnen wie mit Pech im Urlaub: Am Ende werden daraus die besten Geschichten! Bewältigen wir Konflikte, wird daraus mehr als eine gute Geschichte: Danach sind wir z. B. auch noch klüger. Lesen Sie hier deshalb gleich ein gutes Dutzend Strategien, um Konflikte auszuhalten, auszutragen und zu nutzen.
Betrachten Sie Konflikte als selbstverständlich, unvermeidlich, eigentlich ganz normal. Sie sind es! – Unterschiedliche Menschen, Organisationen und Unternehmen haben unterschiedliche Ziele, Stile, Interessen, Werte, Bedürfnisse etc. Diese kollidieren immer wieder miteinander – und schon entsteht der nächste Konflikt. Vorbei ist er erst, wenn eine für alle Konfliktparteien passende Lösung gefunden ist, nicht wenn er geleugnet wird.
Sehen Sie Konflikte als Lernchance: Konzentrieren Sie sich darauf, was Sie gerade bei diesem Konflikt mit bzw. von diesem Menschen lernen können; z. B. über sich selbst, über Ihre Grenzen, Ihre Bedürfnisse, Ihre Wirkung auf andere, Ihre Ängste, Ihre Gefühle in solchen Situationen etc. Kurz: darüber, wie Sie selbst ticken.
Stärken Sie Ihre Fähigkeit zur Selbstregulation: Egal, ob Konflikte uns nervös machen oder auf die Palme bringen, ob wir am liebsten davor fliehen oder drauf hauen würden: Unsere Fähigkeiten, uns in Konflikten selbst zu beruhigen, können wir 'trainieren'. Denn die daran beteiligten Bereiche des Gehirns profitieren z. B. von Meditation. Oder Sie fördern Ihre Fähigkeit zur Selbstregulation durch eine Therapie oder ein Coaching mit 'Somatic Experiencing'.
Klare Strukturen geben Sicherheit: Nutzen Sie eine Gesprächsstruktur, die Ihnen einen sicheren Rahmen für schwierige Gespräche bietet. Hierzu können Sie die Methode der "gewaltfreien Kommunikation" nutzen oder das Konfliktgespräch 'Meine Insel – deine Insel'. Beides ist allerdings für Konfliktgespräche von Führungskräften mit Mitarbeiter:innen weniger geeignet.
Könnte diese Kritik ein Geschenk sein? Zumindest wenn sie fair geäußert wird, ist es doch toll, wenn jemand sich die Mühe gibt, Ihnen eine Rückmeldung zu geben. Sie sind es diesem Menschen wert, sich mit Ihnen auseinanderzusetzen. Andere ziehen einfach weiter, melden sich nicht mehr, reden vielleicht nicht mehr mit Ihnen, aber öfter über Sie.
Nobody is perfect. Das ist nicht nur ein Spruch: Sie machen unvermeidlich 'Fehler'. Andere Menschen auch. Das ist normal. Dürfen Sie oder der bzw. die Andere auch in diesem Fall einen Fehler gemacht haben? Wer zu den eigenen Macken steht, verlangt auch von anderen selten Makellosigkeit. Menschen, die mit sich und den Anderen großzügig sind, können zudem unwiderstehlich sympathisch sein.
Denken Sie in Wechselwirkungen, weniger in Kategorien wie 'Schuld', 'falsch' etc. Konflikte sind meist das Ergebnis eines längeren Prozesses, indem eine Handlung bestimmte (oft nicht beabsichtigte) Wirkungen auf andere hat. Ist jemand z. B. aufgrund Ihres Verhaltens gekränkt, heißt das nicht zwingend, dass Sie etwas falsch gemacht haben oder gar ein schlechter Mensch sind. Es heißt zunächst einmal, dass Ihr Verhalten bestimmte Gedanken und Gefühle bei diesem Menschen ausgelöst hat. Und steht dieser Mensch Ihnen nahe, ist das ja eine wichtige Information. Manchmal ist diese Info zugleich als Vorwurf gemeint (nach dem Motto 'Das finde ich doof von dir'). Selbst dann sind Konflikte leichter lösbar, wenn beide Beteiligten sich darauf konzentrieren, welcher Wunsch sich in dem Vorwurf verbirgt.
Bleiben Sie subjektiv: Leben Sie damit, dass es meist mehrere Sichtweisen auf die gleiche Sache gibt. Unsere Wahrnehmung ist immer selektiv. Jedes Gehirn filtert nach eigenen Kriterien, 1. was es aufnimmt, 2. wie es Dinge bewertet, 3. welche Gefühle dazu aktiviert werden, 4. was es von alledem erinnert, und 5. wie es diese Erinnerungen im Laufe der Zeit verändert. Daher nehmen wir Situationen so oft völlig unterschiedlich wahr. Im Prinzip lebt also jeder Mensch quasi auf seiner eigenen (Wahrnehmungs-)Insel, auf der es ganz anders aussieht als bei den anderen Leuten. Je leichter wir das akzeptieren, desto eher können wir Konflikte lösen.
Bleiben Sie in Verbindung: Vernachlässigen Sie trotz aller gerade sehr offensichtlichen Differenzen nicht, was Sie gemeinsam haben. Geben Sie dem Streit nicht mehr Macht, als ihm gebührt. Bleiben Sie innerlich in Kontakt zu dem, was Sie miteinander verbindet. Sehen Sie Ihre Berührungspunkte als Basis, auf der Sie den Konflikt wagen können, und sprechen Sie die Gemeinsamkeiten ruhig auch während des Konflikts öfter mal aus.
Bleiben Sie mit sich selbst in Kontakt: Achten Sie während des Gesprächs gut auf Ihre Gefühle und Bedürfnisse. Ein Schlüssel dazu kann Ihr Körper sein: Unsere Gefühle signalisieren uns, ob wichtige Bedürfnisse gerade erfüllt oder verletzt werden, oder ob vielleicht eine alte Verletzung in uns getriggert wird. Sie zeigen sich in körperlichen Symptomen wie Herzschlag, Atem, Muskeltonus, Körperhaltung, Schweißbildung etc. Spüren Sie, dass Ihre Anspannung steigt, kann es sich sehr lohnen, erstmal wieder innerlich zur Ruhe zu kommen.
Verständigen Sie sich, statt zu kämpfen. In unseren Alltagskonflikten geht es nur selten wirklich um 'Sieg oder Niederlage'. Kehren Sie öfter mal vom Elefanten zurück zu der Mücke, um die es eigentlich geht. Weil die so klein ist, muss man sie natürlich erst einmal gründlich suchen. Zudem drehen sich zwischenmenschliche Konflikte häufig nicht wirklich um das, worüber gerade gestritten wird (wie die offene Zahnpastatube). Viel öfter wollen die Beteiligten vom Anderen z. B. mit den eigenen Bedürfnissen oder Fähigkeiten gesehen werden. Wenn Sie merken, dass Sie in eine kämpferische Stimmung geraten, überlegen Sie, ob (und wie) Sie sich erst einmal wieder entspannen wollen.
Sorgen Sie gut für sich während der Auseinandersetzung (und wenn möglich auch für den Anderen). Dazu gehört als Erstes: Den eigenen Körper wahrnehmen, tief einatmen und noch viel tiefer ausatmen! Damit das Blut Sauerstoff bekommt, der Blutdruck sinkt, der Vagusnerv aktiviert wird und der Körper Stresshormone abbauen kann. Das geht besser, wenn Sie bequem sitzen oder z. B. im Gehen. Nutzen Sie die gängigen Feedbackregeln, das Gesprächsmuster der gewaltfreien Kommunikation oder die Insel-Übung. Vielleicht können Sie sich mit Ihrem Gegenüber auf Gesprächsregeln einigen. Machen Sie während des Konfliktgesprächs ruhig öfter mal eine Pause, in der alle Beteiligten gezielt versuchen, sich zu entspannen. Schon das kann kleine Wunder bewirken.
Sorgen Sie für gute Rahmenbedingungen: Zwischen Tür und Angel kann es für Konfliktgespräche schon mal eng werden. In gesichertem zeitlichen Rahmen und freundlicher Umgebung hingegen können gemeinsame Lösungen sich viel freier entfalten. Und etwas Nervennahrung kann der Stimmung auch nicht schaden. Wenn ein konstruktives Gespräch gerade nicht möglich ist, vertagen Sie es lieber, damit das Gespräch nicht schon scheitert, bevor es richtig beginnt.
Freunden Sie sich mit Ihrer eigenen Verletzbarkeit an. Wenn Ihnen etwas weh tut, muss das nicht immer (nur) am Anderen liegen. Menschen sind an verschiedenen Punkten unterschiedlich leicht verletzbar. Kennen Sie Ihre eigenen alten Wunden und Ihre eigenen Macken? Unpraktischerweise reagieren viele Menschen gerade dann sehr empfindlich, wenn sie befürchten, kritisiert oder gemaßregelt zu werden, Fehler zu machen etc. Das macht Konflikte für sie nicht leicht. Und für Ihre Mitmenschen kann es dadurch sehr schwer werden, sie auf eigene (abweichende) Bedürfnissen anzusprechen.
Konflikte lassen sich leichter lösen, wenn die Beteiligten weder cool noch unfehlbar sein wollen.
Sie sehen: Konflikte auszuhalten, auszutragen und zu nutzen lohnt sich. Sie haben dann einfach weniger Stress und können sich dabei sogar kostenlos weiterentwickeln. :) Aber vielleicht erscheint Ihnen ein Leben ohne Konflikte ja einfach viel leichter? Wenn Sie ungern streiten, haben Sie sich vermutlich bereits diverse Strategien angeignet, um Konflikten erfolgreich aus dem Weg zu gehen. Das hat sicher oftmals Vorteile – und so manchen Nachteil ... für Sie und/oder für die Anderen.
Ausweichen oder auseinandersetzen?
"Nicht jene, die streiten, sind zu fürchten, sondern jene, die ausweichen." So formulierte es die 1916 verstorbene Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach. Man kann ahnen, welche Art von Erlebnissen sich in diesem Satz niedergeschlagen haben. Konflikten auszuweichen geht ja leider zwangsweise oft zu Lasten von Ehrlichkeit und Offenheit. Dies wiederum kann dann auch Ihren guten Beziehungen schaden. Aber natürlich ist nicht jeder Mensch, der Konflikte gern vermeidet, ein hinterlistiger Intrigant. ;)
Doch wer einen Konflikt 'gewinnen' will, nutzt dazu zuweilen unbewusst recht unfaire Gesprächstaktiken. Mitunter führen gerade solche (oft unbeabsichtigt) unfairen Verhaltensweisen dann erst recht dazu, dass aus einer Konflikt-Mücke der berüchtigte Elephant wird. Beispielsweise wird aus Schuldabwehr (die vielleicht aus Fehlerangst resultiert) dann schnell Schuldumkehr. Der nächste Konflikt hängt sich also an den ersten dran. Aus jedem Versuch, einen Konflikt zu verstehen und zu lösen, entstehen dann stets neue Konflikte. Im negativsten Fall verirrt man sich dann irgendwann in einem regelrechten Konflikt-Labyrinth. Jeder Versuch der (Er-)Klärung wird als neuer Affront gedeutet etc. Alles erscheint immer nur verzwickter und zweckloser. Am Ende dominiert nur noch ein Gedanke: 'Hätte ich bloß den Mund gehalten'.
Wenn Konflikte Pause brauchen
In solchen Situationen ist jeder noch so konstruktive Streitversuch zwecklos. Jetzt hilft nur eine Pause, in der alle Beteiligten sich selbst beruhigen und wieder in eine lösungsorientierte, wohlwollende Stimmung bringen. Vielleicht wäre es gerade in dieser Situation gut, die oben benannten Strategien nochmal in Ruhe zu lesen? Ist Ihnen eine konstruktive Auseinandersetzung alleine nicht mehr möglich, so kann eine Beratung durch neutrale Dritte sinnvoll sein. An dieser Stelle werden Sie merken, ob das Thema und/oder diese Beziehung es Ihnen wert sind.
Viele Beziehungen sammeln jahrzehntelang zahllose ungeklärte Konflikte an. Viele davon werden irgendwann vergessen – mal von beiden, mal nur von einer Konfliktpartei. Andere verändern sich mit jedem Mal, wo wir uns an sie erinnern: Mal zum Guten, mal zum Negativen. Solange die guten Erfahrungen miteinander, oder auch Notwendigkeiten oder persönliche Vorteile überwiegen, können die meisten Menschen über viele 'Leichen im Keller' hinwegsehen. Aber manchmal ändern sich diese Voraussetzungen plötzlich. Und dann kommt vielleicht nur noch der eine, eigentlich kleine Tropfen hinzu, der das Fass zum Überlaufen bringt. Und an diesen Stellen, könnte man vermutlich häufig wieder Marie von Ebner-Eschenbach zitieren.
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