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Kleine Burnout-Prophylaxe für Selbstständige

von Dorle Weyers

Die eigene Gesundheitsförderung gehört zu den Aufgaben, die Freiberuflerinnen und andere Selbstständige gern mal aus dem Blick verlieren. Schließlich ist die Arbeit meist selbstgewählt, selbstbestimmt und nicht selten heiß geliebt. Umso schöner, wenn ...

... das Geschäft gut läuft. Die Risiken: zu viel Arbeit, zu wenig Grenzen, zu viel Stress. Und dann irgendwann: Ärger mit oder auf Kunden, weil man selbst zuvor nicht gut genug für sich gesorgt hat ...

Vielleicht braucht auch das Konto dringend Nachschub, oder die Kasse klingelt gerade so verlockend, dass es schier unmöglich erscheint, potentielle Aufträge abzusagen. Eine üppige Nachfrage kann ja durchaus schmeichelhaft sein. Schließlich ist es wunderbar, wenn die eigenen Fähigkeiten bei der werten Kundschaft reichlich Bestätigung finden! Im Extremfall verführt dies aber leider mitunter zu gravierenden Omnipotenz-Fantasien. Letztere beeinträchtigen dann naturgemäß die realistische Einschätzung der eigenen Belastbarkeit. Irgendwann geht dann plötzlich gar nichts mehr: Burnout. Punkt. Pause. – Und da bekanntlich nicht alle Selbstständigen perfekt abgesichert sind, ist eine solche Sendepause tunlichst zu vermeiden. Gesundheitsförderung und Selbstfürsorge sind also gerade für freiberuflich Tätige und Kleinunternehmer*innen weniger Luxus denn Notwendigkeit.

Selbstständigkeit + Selbstfürsorge = Selbstwert

Einen guten Umgang verdienen eben nicht nur Kundschaft und Mitarbeitende, sondern unbedingt auch der eigene Körper und die eigene Psyche. Seien Sie sich also selbst eine gute Chefin bzw. eine guter Chef. Sie behüten damit Ihre Gesundheit! Vielleicht passt Ihnen dazu ja der ein oder andere Hut aus meinem Gründungsratgeber ‚Kopfarbeit kalkulieren & verkaufen‘:

"Zehn alte und neue Hüte für das freiberufliche Überleben

  • Hüten Sie sich vor dem Appetit der Kunden auf köstliche Leistung zu faden Preisen. Die Verführung, zumindest ein kleines Bisschen zu verdienen, genügt nicht, wenn es einen großen Happen kostet.
  • Hüten Sie sich davor, Ihre Ressourcen zu verkennen: Berechnen Sie Ihre Wissens-Werte und die spürbaren Vorteile für die Kundschaft.
  • Hüten Sie sich vor jedem Kurz-mal-Eben. Kalkulieren Sie Ihre Aufträge mit allem Drum und Dran. Schnell ist billiger, aber kaum besser. Tragen Sie Ihren Teil zur Entschleunigung bei.
  • Hüten Sie sich vor Omnipotenz-Fantasien aller Art! Tun Sie, was Sie können, für Ihren Ruf und Ihren Umsatz. Aber glauben Sie nicht, Sie seien allmächtig. Kundschaft, Konjunktur und Wettbewerberinnen funken Ihnen beim Schmieden des Glücks ganz ungefragt dazwischen.
  •  Hüten Sie sich vor denen, die sagen, Sie müssten alles auf die Service-Karte setzen. Wahrscheinlich haben Sie ein viel besseres Blatt in der Hand. Service ist nur ein As, das Sie zum Gewinnen brauchen.
  • Hüten Sie sich vor Fettnäpfchen und davor, Ihren Kundinnen auf die Füße zu treten. Aber wenn Sie vor lauter Fett und fremden Füßen Ihren eigenen Standpunkt verlieren, suchen Sie sich lieber ein besseres Feld!
  • (Be-)hüten Sie Ihre Gefühle wie einen Schatz, auch solche, die weh tun. Alle Menschen haben ‚Schatten-Gefühle’, Sie selbst und Ihre KundInnen auch.
  • Hüten Sie sich davor, den Bedarf der Kundschaft an klaren Grenzen zu unterschätzen. Verdeutlichen Sie, welche Erwartungen und Wünsche Sie erfüllen können und welche nicht, und was Sie benötigen, um einen Auftrag zu erledigen.
  • Hüten Sie sich davor, das Bedürfnis der Kunden nach klaren Grenzen zu überschätzen. Wenn es nur so einfach wäre!
  • Hüten Sie sich vor vordergründigen Wahrheiten. Hinter den Kulissen wird entschieden und inszeniert, auf der Bühne nur gespielt."

 
Zum Schluss ein historischer Hinweis für die Schäppchensucher in uns allen:

Vom Billigsten und vom Besten

„Es ist unklug zu viel zu zahlen. Aber es ist schlimmer, zu wenig zu zahlen.
Wenn Sie zu viel zahlen, verlieren Sie Geld – das ist alles.
Wenn Sie zu wenig zahlen, verlieren Sie manchmal alles. Weil das, was Sie gekauft haben, nicht in der Lage ist, das zu tun, wofür es gekauft wurde.
Das Gesetz vom Gleichgewicht der Wirtschaft untersagt es, wenig zu zahlen, um viel zu bekommen – das ist unmöglich.
Wenn Sie mit dem niedrigsten Anbieter Geschäfte machen, ist es ratsam, etwas für das Risiko einzukalkulieren, das Sie eingehen. Und wenn Sie das tun, haben Sie genug, um für etwas Besseres zu zahlen.“
(John Ruskin, 1829 – 1900)."

Beides aus: Dorle Weyers: Kopfarbeit kalkulieren & verkaufen. (Münster 2004)

 

Und weil es so viele Möglichkeiten gibt, die eigene Work-Life-Balance zu pflegen oder sie zu stören, empfiehlt sich dann und wann ein intensiverer Blick auf den Umgang mit sich selbst, mit Kunden, mit den eigenen Fähigkeiten, Ressourcen und Grenzen. Ideal eignen sich hierzu natürlich Coaching und Supervision.

Arbeiten Sie freiberuflich oder anderweitig selbstständig und möchten Sie Ihre Selbstbehütungsstrategien mal in einem Coaching reflektieren? Oder fühlen Sie sich eigentlich gut 'behütet', aber irgendwo zwischen Geschäft und Privatem drückt deutlich der Schuh?
Gern unterstütze ich Sie zu Burnout-Prophylaxe und Work-Life-Balance als Coach und Supervisorin in Münster oder beim Onlinecoaching, gern auch Umgang mit Stress & starken Gefühlen.
Als gebürtiges 'Geschäftskind' arbeite ich auch sehr gern mit Unternehmerpaaren und Familienunternehmen.

 

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